, Anderer Sandra

Karlsruhe in Dur und Moll

Alles hat gepasst. Das Ausflugsprogramm, das Wetter, das Thema, der Ort und die professionelle Leitung beim Spaziergang in Karlsruhe in Dur und Moll. 24 Mitglieder folgten unserer Einladung, am Sommerausflug teilzunehmen, den Rita Abel bei stattreisen e. V. gebucht hatte. Friedemann Schäfer vom Kulturamt startete die 2-stündige Tour im Innenhof der Badischen Landesbibliothek, weil hier zwei Originalbriefe von Mozart aufbewahrt werden sowie die einzige Kopie der Don Giovanni-Partitur. Wir konnten diese zwar nicht lesen, aber ein zeitlich entsprechendes Stück von ihm hören. Vor dem Haus Nr. 48 in der Herrenstraße, in dem der Hofkapellmeister Hermann Levi wohnte und dort oft seinen Freund Johannes Brahms empfing, ertönte dessen Quintett op. 34 – auch zur Überraschung mancher Sonntags-Radler. Brahms war auch das Thema beim ehemaligen „Museumsgebäude“, heute Deutsche Bank, in der Kaiserstraße, wo eine Gedenktafel an die Uraufführung von Brahms‘ 1. Sinfonie erinnert und dank Streaming und Bluetooth aktuell auch für uns ertönte. Die zweite Stunde verbrachten wir lauschend und im Schatten von Kastanien im dem Schloss vorgelagerten Park sitzend. Mittlerweile war es 13 Uhr, zum Glück hatte Rita Abel wieder etwas für den kleinen Hunger dabei. Wir hörten ein Trompetenkonzert des ersten Karlsruher Hofkapellmeisters Johann Melchior Molter sowie Kammermustik des Hofkapellmeisters zu Weinbrenners Zeit, Franz Danzi. Hier wurden noch einmal Clara und Robert Schumann lebendig: Clara hatte als junges Mädchen am Karlsruher Hof konzertiert und war von der vergleichsweise lockeren Atmosphäre im Schloss begeistert und saß nun für uns am Flügel in einem ihrer Klavierkonzerte. Richard Wagner stieß in Karlsruhe auf weniger Gegenliebe als Clara Schumann, bis dann Hofkapellmeister Felix Mottl gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus Karlsruhe „Klein-Bayreuth“ machte. Den Weg über den Europaplatz in die Amalienstraße, wo Johann Wenzel Kallliwoda lebte, sparten wir uns und hörten im Schlosspark zum Schluss unserer Stadtreise eine Sinfonie von Kalliwoda.

(M. Czychi)